Giersch (Aegopodium podagraria)

Foto: Chr.Berg
Foto: Chr.Berg

Frei nach dem amüsant-informativen, etwas anderen Koch-Buch „Der Giersch muss weg!“ widmen wir uns heute dieser sensationellen Wildpflanze: Ein Hoch auf den Giersch!

 

Man findet man ihn im Gegensatz zu vielen anderen zarteren Kräutlein spielend leicht in erntetauglichen Mengen, die, etwa als Gemüse, eine durchschnittliche Familie sättigen. Er ist eine der vitalsten und robustesten Pflanzen – was ihn für unsere Ernährung heutzutage umso wertvoller macht und uns der sonst durchaus angebrachten Skrupel enthebt, tüchtig zuzulangen.

 

Giersch breitet sich stark durch seine Wurzelausläufer aus und gilt als schier unausrottbar. Am liebsten wächst er bis etwa 1,50m hoch auf nährstoffreichen feuchten etwas beschatteten Standorten wie Hecken und Waldrändern. Er riecht petersilien-/möhrenartig, wenn man Pflanzenteile zwischen den Findgern zerreibt und ist als Doldenblütler auch anderen Küchenkräutern wie Liebstöckel, Meerrettich, Anis, Kümmel und Fenchel verwandt. Merkzahl wäre die 3: An 3-eckigen Stielen wachsen 3 zunächst zusammengefaltete zunehmend 3-geteilte Blätter. Die Ähnlichkeit mit einem Ziegen(=Geiß-)Fuß hat ihm den deutschen Namen beschert.

Giersch wurde schon bei den Römern und im Mittelalter in Klostergärten als Gemüse angebaut. Auch Hildegard von Bingen pries ihn als Zipperleinskraut v. a. gegen Gicht (Stichwort Zipperleinskraut), denn er löst die dafür ursächliche Harnsäure.

Giersch wirkt entzündungshemmend, antirheumatisch, entwässernd und verdauungsanregend. Auch enthält er wie die Brennnessel außerordentlich viel hochwertiges pflanzliches Eiweiß.

 

Seine Verwendung in der Küche ist denkbar einfach und vielseitig: Man bereitet idealerweise die jungen Triebe zu Salat oder – eher die älteren – Wildspinat, nimmt am besten die Blüten als Zutat in Kräuterlimonaden. Wer Massen verarbeiten will kann ihn wie traditionell Sauerkraut milchsauer vergären.

 

Christine Berg, Fachberaterin für Essbare Wildpflanzen

und Streuobstpädagogin